Was kommt euch als erstes in den Sinn, wenn ihr Dinge nennen sollt, die ihr mit Finnland verbindet? Dunkelheit? Schnee? Rentiere? Ja, richtig… Rentiere. Ihr wisst schon… Rudolph mit der roten Nase… Rentiere halten sich im Winter oft an finnischen Straßenrändern auf, um ihren Salzhaushalt auszugleichen. Was für Salz werdet ihr vielleicht sagen… JA, auch in Finnland bringt man Schnee mit Salz zum schmelzen. Klingt komisch, ist aber so. :-) Warum ich euch das erzähle? Weil genau mit dieser Information unsere Pyhätunturi Exkursion begann. Und Rentiere sollten auch im weiteren Verlauf unserer Reise eine wichtige Rolle spielen.
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Der "Pechvogel". :) |
Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, sollte unsere „Wanderung“ also beginnen. Gänsefüßchen deshalb, weil ich es eher als Spaziergang bezeichnen würde. Wir folgten einem flachen, vollkommen anspruchslosem Weg und machten nach einer Stunde bereits Halt, um Würstchen zu grillen (Feuer machen und Würstchen grillen im Wald, zählt zu einem der wichtigsten Hobbys der Finnen… Und der Austauschstudenten. :-D) Weiter ging es durch ein Moor, zu einem Aussichtsturm, vorbei an einem Rentier-Haufen, welcher von einem Freund aus Amerika (Cory) genauestens untersucht wurde, zurück zu unserem Ausgangspunkt: Ein Skilift, der uns zur Bergstation bringen sollte. Normalerweise ist dieser Lift im Sommer nicht in Betrieb und wurde eigens für uns eingeschaltet. Und das merkte man auch. Der Lift machte sich im Schneckentempo auf den Weg nach oben. Ohne Fußstützen… Die sind angeblich nur im Sommer abmontiert… Es wäre allerdings durchaus interessant 10 Minuten mit Ski an den Füßen in einem Lift ohne Fußstützen zu sitzen.
Wie auch immer… Diese fehlenden Fußstützen wurden uns fast zum Verhängnis. Als Erik sich nämlich auf den Bügel lehnte, um den Sessel hinter uns zu fotografieren, ging dieser nämlich plötzlich auf und wir hingen auf halber Strecke „frei“ in der Luft. Nichtsdestotrotz ist Skilift fahren mit Erik auf alle Fälle ein Erlebnis. (Genau wie Autofahren mit Erik als Beifahrer oder Fahrradfahren mit Erik als Hintermann. Haha.) Ich freu mich schon auf den Winter. :-) Lebend oben angekommen, erwartete uns ein unglaublicher Ausblick… Weit und breit NICHTS außer Seen und Wälder. Ein Regenbogen trug dazu bei, dass das ganze Bild noch atemberaubender wirkte. Nach kurzem Aufenthalt machten wir uns mit dem Lift also wieder auf den Weg nach unten. Diesmal in einem Sessel mit Massimo, der die Fahrt ebenso zu einem besonderen Erlebnis machte, indem er neben mir beinahe festfror. Italiener! Haha.
Nachdem wir dann alle wieder festen Boden unter den Füßen hatten, ging es weiter… Der Besuch einer Rentierfarm stand auf dem Programm. Rentiere füttern und knuddeln… Soooo süß. Wer träumt nicht davon? Besonders lustig nur, dass sich auch ein freilaufendes Rentier dorthin verirrt hatte, welches das ganze Spektakel skeptisch beäugte, sich aber nicht traute näher an uns heranzutreten, um das angebotene Futter anzunehmen.
Weiter ging es dann zu unserer Unterkunft. Wunderschöne, luxuriöse Hütten für 3-7 Personen, direkt an einem See gelegen. Und das für nur 30€ (für die gesamten zwei Tage Exkursion, inkl. Essen)… Was will man mehr? :-) Das Abendessen war dann zwar nicht ganz so luxuriös, aber man kann ja nicht Alles haben.
Im Anschluss hieß es dann: Enjoy the Finnish way of Sauna. :-) Was das heißt? Raus aus der Sauna, rein in den eiskalten See. Ein UNGLAUBLICHES Erlebnis. Jetzt weiß ich endlich, wie Leo sich gefühlt haben muss, als die Titanic untergegangen ist. :-) Und was noch viel unglaublicher war, war dass wir einfach mal unsere eigene Mixed Sauna eröffneten. (Gibt es in Finnland normalerweise nicht.) Ich glaube, das war der lustigste Abend meines Lebens. Romi mit 9 Jungs alleine in der Sauna… Nähere Informationen gibt es auf Anfrage. per Facebook oder E-Mail. :-) Ausklingen ließen wir den Abend dann wieder mal an einem Lagerfeuer. Diesmal allerdings überdacht. Richtig cool.
Auch am nächsten Tag sollte der Bus pünktlich um 8.45 Uhr abfahren. Und wer kam mal wieder zu spät? Richtig… Der junge Herr aus Deutschland. :-) Wir machten uns also auf den Weg in eins der wenigen Dörfer Lapplands, das im 2. Weltkrieg nicht von den Deutschen zerstört worden war und fanden uns plötzlich in einer völlig anderen Welt wieder. 150 Jahre alte Häuser und ein alter Mann, der das Dorf in seinem ganzen Leben nur dreimal verlassen hat, erwarteten uns. Auf der Busfahrt hatte uns unsere Dozentin bereits von der einmaligen Chance berichtet, eines dieser Häuser von innen zu sehen. Einzige Bedingung sei es, doch bitte beim Eintreten die Schuhe auszuziehen, damit die Dame des Hauses nicht die ganzen Teppiche waschen müsse. Als wir dann vor dem Haus standen und gespannt Herrn und Frau X lauschten, verplapperte sich unsere Dozentin plötzlich: „Actually, these are my dad and my mum.“ Uns entglitten jegliche Gesichtszüge. Nachdem wir das Haus genauestens unter die Lupe genommen hatten, machten wir uns auf den Weg zurück in die Zivilisation.
Mittagessen in einer Schule in Kemijärvi… Dann fuhren wir weiter in ein Energiekraftwerk, welches gerade umgebaut wurde, weshalb wir auch hier die einmalige Chance hatten, es zu besichtigen. Empfangen wurden wir zunächst mit Kuchen, Kaffee, Softdrinks, einem Bandana und einem Video über das Kraftwerk, durchgängig in Finnisch. Wäre bestimmt interessant gewesen. Schade nur, dass wir leider nichts verstehen konnten. :-) Das Kraftwerk selbst war aber tatsächlich unglaublich. Es war Mitten in einen Berg gebaut und die Größe des Dingens, welches den Strom erzeugt, enorm. Nachdem dann auch dieser Programmpunkt zu Ende war, machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause ins schöne Rovaniemi. Bevor wir jedoch dort ankamen, legte der Busfahrer plötzlich Mitten auf der Straße eine Vollbremsung hin, weil mindestens 10 Rentiere meinten, sie müssten mal die Straße überqueren. Ich sagte ja, Rentiere spielen im weiteren Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle. Dabei ist doch noch gar nicht Winter und es gibt noch kein Salz auf den Straßen… Komisch. :-)
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Sebastian & me |
Freitag war Massimos Geburtstag. Er bekam von uns ein „Care-Paket“ (weil er nie Essen zu Hause hat), sowie einen Gutschein für Golden Rax Pizza Buffet. (All you can drink and eat für 7.50€. HAMMER!) Gefeiert wurde zunächst in unserer Wohnung (wie immer) mit einem von mir gebackenen Zebrakuchen und Karolina, Anna, Erik, Henri, Emma, Antti, Matteo, Massimo und natürlich mir, bevor wir uns dann auf den Weg zum Grillplatz unseres Wohnheims machten, um dort bei 2°C sechs Stunden lang Würstchen zu grillen, zu trinken, Spaß zu haben und einige Skandale zu erleben…
Heute (Samstag) gingen wir dann alle zusammen mit Massimo zu Golden Rax. Ein Traum… Und jetzt? Tja, jetzt sitze ich im Zug, bereits zwei Stunden südlich von Rovaniemi, auf dem Weg nach Tampere. Dort werde ich dann morgen früh von Sebastian abgeholt (Vielen Dank! :-D) und werde den Tag mit ihm verbringen und Tampere besichtigen, bevor es dann am Montag mit Ryanair anlässlich Mamas 50. Geburtstag für eine Woche nach Hause geht. Ich bin durchaus ein bisschen wehmütig und vermisse meinen kleinen Bruder Erik, Anna, Karolina und all meine anderen Freunde jetzt schon. :-(